White & Whitefaktor
Weiß gibt es beim Collie in den unterschiedlichsten Ausprägungen, von möglichen Blessen, über weißen Kragen und Pfoten (& Läufen), bis hin zu möglichen großflächigen weißen Arealen über den Rumpf verteilt. Allen gemein ist, dass sich das Weiß völlig unabhängig von den tatsächlichen Farben Sabel und Tricolor vererbt. Ursächlich scheinen hier bei allen weißen Arealen, sogenannte MITF Gene Irish Pattern & Piebald zu sein, die die Aufnahme von Farbstoffen ins Fellhaar verhindern. Es handelt sich also nicht um eine weiße Färbung, sondern um ein Fehlen von Pigmenten, die das Fell weiß erscheinen lassen. Also völlig egal, ob nur der Kragen weiß ist oder auch der Rumpf, es handelt sich um die gleiche Art der Weißerscheinung und hat somit nichts Krankmachendes an sich. Also egal wo die weißen Areale auftreten, der Kopf bleibt immer farbig. Sprich das Weiß des Kragens endet immer am Beginn der Kopfpartie und das mögliche Weiß am Rumpf beginnt erst dort, wo der Kragen endet, i.d.R um die Partie des Wiederristes. So kann durch all diese Formen von Weiß nie farblose Partien an Augen und Ohren geben und somit auch keine Ursache bieten für Einschränkungen beim Sehen und Hören. Einzig überdimensionale Blessen könnten in Ausnahmefällen Augen und Ohren erreichen, so dass die Farbzellen im Auge, wie die Sinneszellen im Ohr unpigmentiert bleiben mit den entsprechenden Einschränkungen. (So wie man es von den Double Merles kennt, aus einer Verpaarung zweier Merles, die dann zudem noch viel Weiß am Kopf aufweisen können, aber aus völlig anderen genetischen Ursachen (s.u.)). Bei uns greift die Zuchtordnung, die (natürlich nicht nur Double Merles verbietet, sondern dazu auch) einer zu weiten Ausdehnung von Blessen entgegenwirkt, so dass wenn sie überhaupt auftreten, sie entsprechend klein und schmal bleiben, damit sie Augen und Ohren gar nicht erst erreichen.
Die meisten sogenannten Hütehunde Rassen, so auch der Collie, verfügen über genetisch fixierte weiße Areale (mal mehr, mal weniger ausgeprägt) an Kragen, Brust, Bauch, Läufen, Pfoten und Rutenspitze. Ursächlich sind zwei gleiche (homozygote) Allele, namens Irish Pattern, die jeder Collie in sich trägt und auch an alle Nachkommen weitergibt. Durch die inkomplette Penetranz der Ausprägung, gibt es unterschiedlich große Kragen, manche sind auch unterbrochen. Ebenfalls können Bauch und Läufe bis hin zu den Pfoten auch farbig überlagert sein. In manchen Ländern hat es das Weiß sogar bis in die Namensgebung geschafft, denn dort heißen die Salbe dann Sable & White (völlig unabhängig ob es einen Weißfaktor gibt oder nicht, s.u.).
Ab und an findet man auf dem Weiß der Läufe und Pfoten einzelne Farbfleckchen. Beim jungen Welpen sind sie in der Regel noch nicht vorhanden, sondern bilden sich erst mit dem Heranwachsen aus. Farblich passen sie zur Grundfärbung. Man nennt sie Tickings (T-Lokus). Die Vererbung scheint autosomal dominant zu sein, aber mit unvollständiger Penetranz, da Ausprägung und Intensität sehr unterschiedlich sind. Besonders ins Auge fallen solche Stellen, wenn das Fell nass ist. Es scheint so, als ob besonders farbintensive Hunde eher betroffen sind, also Tickings letztlich ein Zeichen für etwas besonders Gutes sind.
Beim Collie gibt es zudem noch eine sehr alte zusätzliche mögliche Variante der Weißfärbung, hervorgerufen durch das Piebald Gen, welches auf dem S-Lokus zu finden ist, mit der Besonderheit, dass sie beim Collie und Sheltie nur am Rumpf zur Ausprägung zu kommen scheint, so dass der Kopf immer farbig bleibt. Den zugehörigen Test findet man hier: https://labogen.com/farbe-haarlaenge-haarstruktur-hund/s-lokus-weissscheckung-piebald/. In der heterozygoten Variante N/S, die man Weißfaktor nennt, fallen die variablen Veränderungen auf den ersten Blick meist nicht so sehr ins Auge. Schaut man genauer hin, dann ist oft das Weiß an den Läufen höher gezogen, als beim Collie ohne Weißfaktor (N/N). Der Weißfaktor ist meist am besten sichtbar an den Hinterläufen. Dort ist das Weiß dann meist auch hochgezogen entlang der Innenseiten der Oberschenkel, was meist noch in Seitenansicht und von vorne gut sichtbar ist auf Kniehöhe und darüber. Meist geht das Weiß auch über auf den Bauch. Die Ausprägung des Kragens hat erstmal nichts zu tun mit dem Weißfaktor (s.o.). So gibt es auch weißfaktorierte Collies mit nicht geschlossenem und/oder schmalen Kragen. Aber manchmal scheint sich an einen großen Kragen, auch eine noch ausgeprägtere Weißfärbung an der Brust und dem oberen Teil der Vorderläufe anzuschließen, als es oben beim Irish Pattern vorgegeben ist. Beim weißfaktorierten Collie wird der Weißfaktor mit einer 50%igen Wahrscheinlichkeit an die Nachkommen weitergegeben.
Bei der homozygoten Variante S/S kommt es zudem zu großflächigen weißen Arealen auf dem Rumpf. Die ursprüngliche Färbung, wie Sable oder Tricolor, kann gut an einzelnen (nicht betroffenen) Stellen hervorkommen, meist in Form einem oder mehrerer kleiner und/oder großen Flecken, so dass die Collies vornehmlich weiß erscheinen und auch so benannt werden, als White Collies (Weiße Collies). Das Weiß des Rumpfes geht nahtlos in das Weiß des Kragens über. Nicht geschlossene Kragen kann man weiter an einer originalfarbigen Unterbrechung (wie Sable od. Tricolor) erkennen. Die extreme Weißscheckung auf dem Rumpf kann nur auftreten, wenn der Collie von beiden Elterntieren das Scheckungsallel „S“ mitbekommen hat. So können Collies ohne Weißfaktor niemals weiße Welpen bekommen. Bei sogenannten „No Spots“ ist der ganze Collie weiß, bis auf den Kopf und meist noch einen farbigen Fleck am Rutenansatz, sie sind selten, aber nicht Zuchtziel. Und damit es nicht zu einer immer weiter ausgedehnten Weißfärbung kommt, sollen solche Collies auch nicht untereinander verpaart werden. Idealerweise liegt der Weißscheckungsanteil nicht unter 80%, so dass neben dem immer farbigen Kopf auch noch in der ursprünglichen Farbe pigmentierte Flecken auf dem Rumpf hervorkommen. Beim Merle Faktor (s.u.) sind sie entsprechend aufgehellt. Da der Kopf bei den White Collies immer farbig ist, werden sie hier auch als CHW bezeichnet, Color Headed White. Weiße Collies geben an alle Welpen immer einen Weißfaktor (S-Allel) weiter, so dass alle Nachkommen weißfaktoriert sind und vielleicht auch weiße darunter, wenn der Zuchtpartner auch ein S-Allel beisteuert.
Dort wo es sicher ist, dass es sich um einen weißfaktorierten Collie handelt, z.B. auf Grund der äußerlichen Merkmale und/oder weil ein Elternteil Weiß ist, setzt man das Wort White hinter die Farbbezeichnung, wie z.B. Sable / White oder Tricolor / White. Umgekehrt setzt man bei Weißen Collies das Wort White voran und die ursprüngliche Farbe dahinter, wie z.B. White / Sable oder White / Tricolor. Aber nicht immer ist ein Weißfaktor offensichtlich, dann lässt man den Zusatz weg. Weiße Collies gab es schon zu Zeiten von Queen Victoria (*1819-1901) und lange davor. Sie hatte sich einst in den Collie verliebt und viele befanden sich in ihrem Besitz. Darunter waren vor allem auch Weiße Collies. Ein Großteil von ihnen war Weiß auf Grund des Piebald Gens. Inzwischen hat sich im Ursprungsland der Collies viel geändert. U.a. wurden einst gängige Farben wie Weiß und Sable Merle als unerwünscht erklärt, trotz schwindendem Genpool. Sogar der Weißfaktor ist inzwischen unerwünscht, um auch bei den Nachkommen Weiße Collies zu vermeiden. Nach dem Amerikanischen Rassestandard handelt es sich bei Sable Merles, White Collies und solche mit einem Weißfaktor, bei allen um ganz normale Farbvariation, die man dort auch häufiger antrifft, ebenso wie hier, wo nach dem Amerikanischen Rassestandard gezüchtet wird.
Elternteile: |
White (S/S) |
Farbig mit Weißfaktor (N/S) |
Farbig ohne Weißfaktor (N/N) |
White (S/S) |
100% White |
50% White 50% Farbig mit Weißfaktor |
100% Farbig mit Weißfaktor |
Farbig mit Weißfaktor (N/S) |
50% White 50% Farbig mit Weißfaktor |
25% White 50% Farbig mit Weißfaktor 25% Farbig ohne Weißfaktor |
50% Farbig mit Weißfaktor 50% Farbig ohne Weißfaktor |
Farbig ohne Weißfaktor (N/N) |
100% Farbig mit Weißfaktor |
50% Farbig mit Weißfaktor 50% Farbig ohne Weißfaktor |
100% Farbig ohne Weißfaktor |